Testbericht

Vor geraumer Zeit entdeckten wir einen Großhändler, der, in Gegensatz zu einheimischen Produzenten, unter anderem verhältnismäßig günstige Waffenrepliken anbietet. Also beschlossen wir, eine wikingerzeitliche Lanzenspitze zu ordern und sie zu testen.

Die Lanzenspitze ist laut Hersteller aus Federstahl gefertigt, außen gut poliert und die Schweißnähte sind (von außen) nicht zu erkennen, man findet sie erst, wenn man die Tülle von innen abtastet.
Nichts neues, bei den Originalen wurde auch geschweißt. Die Tülle selbst ist von innen gesehen nicht ganz rund, das fällt aber erst beim Abtasten auf.
Es ist kein Nietloch vorhanden. Durch Nietlöcher wird (und wurde) der Holzstiel bzw. der Schaft mittels Niet dauerhaft mit dem Metallaufsatz verbunden.

Auf dem Blatt findet sich Flugrost. Naja, für Stahl mit geringem Chrom, Vanadium und Molibdängehalt nicht weiter verwunderlich, denn Edelstähle setzten sich erst in unserem Jahrhundert  durch. Je nach Legierungsanteil hatten diese Stähle die Eigenschaft, daß sie je nach Belastung brechen bzw. sich verbiegen. Erst vor wenigen Jahren bekam man dieses Problem unter Kontrolle.
Auf "normalem" Stahl bildet sich, je nach Umwelteinflüssen, im ungünstigen Fall schon nach einem Tag Rost!

Die Schneide weist eine stumpfe Seite von ca. 2 mm auf. Auch findet sich hier ein Verarbeitungsfehler. Der ist jedoch durch Schleifen leicht zu entfernen (Bandschleifer eignet sich gut).

Doch zum eigentlichen Test:
Zuerst wurde die Lanzenspitze von uns auf einen "Besenstiel" montiert. Die fertige Lanze wurde dann folgenden Tests unterworfen:

Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß die Lanzenspitze in einem guten Preis- Leistungsverhältnis liegt.
Kürzt man die Spitze um 3 cm und schleift die Klingenspitze anschließend rund, müßte die Lanzenspitze wesentlich an Stabilität gewinnen.
Dem Rosten ist wesentlich schwer Einhalt zu gebieten. Um ein Rosten der Lanzenspitze  dauerhaft zu verhindern, muß das Metall regelmäßig mit Leinsamenöl, Waffenöl oder einem anderen säurefreien Öl eingerieben werden.

Gewolltes Oxidieren der Klinge:
Dazu bedeckt man die Klinge mit feuchter Erde. Nachdem die Erde getrocknet ist, wäscht man die Klinge wieder sauber, poliert mit Stahlwolle und fettet die Klinge ordentlich ein.
So erhält man ein Waffenfinish, daß nicht nur gut aussieht und weiteres Rosten durch die gefettete Oxidschicht erschwert, sondern auch auf alten Waffen (z.B. im Museum) zu finden ist.
Durch Ätzen oderBrünieren läßt sich die Klinge weiter "verschönern", aber auch haltbarer machen

Der (gewollte?) Verarbeitungsfehler auf der Schneide läßt sich mit einem Bandschleifer in kurzer Zeit und relativ mühelos entfernen (wenn man möchte).

Schlußfolgerung:
Mit ein wenig Arbeit läßt sich aus der Lanzenspitze ein gutaussehendes Schauobjekt fertigen, daß den Vergleich mit Originalen nicht zu scheuen braucht.

Bei mir steht die Lanze jedenfalls schon in meiner Sammlung.
 
 

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